Werther! – weil Liebe und Leid zeitlos sind
Montag 7.März, 19.30 Uhr
Berliner Ensemble
Der Saal bis an den Rand gefüllt.
Phillip Hochmair allein auf der Bühne.
Mein Wissen über „die Leiden des jungen Werther(s)“ beschränkte sich bis zu diesem Abend auf einige Zusammenfassungen aus dem Internet und die 10-minütige Lego-Inszenierung von Youtube.
Das änderte sich allerdings mit den 70 Minuten, die mich an diesem Abend erwarteten.
Unter der Regie von Nicolas Stemann schaffte es die Inszenierung Werther! schließlich nicht nur Werthers Geschichte zu erzählen, nein, darüberhinaus ließ sie uns alle teilhaben, mitfühlen, mitleiden.
Und das haben wir sowohl der modernen und innovativen Umsetzung, als auch dem fantastischen Phillip Hochmair selbst zu verdanken, der Hauptdarsteller und zudem der einzige Darsteller des Abends war.
Wohlgemerkt stand ich Einmannstücken zuvor stets skeptisch gegenüber, da mit nur dieser einen Person der ganze Abend stehen oder fallen kann.
Doch Phillip Hochmair überzeugte mich ausnahmslos.
Also nur Mut zum Solospiel !
Aber einen Schritt zurück.
Die Grundlage der Inszenierung ist ja zunächst einmal Goethes „die Leiden des jungen Werther(s)“ aus dem Jahre 1774, was (nebenbei) im Zeitalter der Aufklärung liegt.
Dieser Briefroman ist, wie der Name schon sagt, in Briefen verfasst, die Werther selbst an seinen wohl engsten Freund Wilhelm richtet. Während dieses Briefverkehrs, den wir allerdings ausschließlich von Werthers Seite aus erleben, erfährt der junge Mann unzählige Höhen und besonders Tiefen des Lebens. Und das nur, weil er sich in die schöne Lotte verliebt hat.
Da ihr allerdings eine Heirat mit Albert bevorsteht, kann es für Werthers innige Liebe keine Zukunft geben.
Über einen Zeitraum vom 4.Mai 1771 bis zum 24.Dezember 1772 entwickelt er sich daher von einem offenen, naturverbundenen und gutmütigen Menschen, zu einem launischen, depressiv leidenden Charakter. Seine unbändige Liebe treibt ihn unaufhaltsam in die gänzliche Selbstzerstörung.
Der unglaublichen Gefühlsintensität des Romans selbst steht die moderne Inszenierung dabei aber in nichts nach. Über die Kraft der Worte hinaus, werden die Emotionen des Publikums auch durch auditive und visuelle Reize aus der Reserve gelockt.
Bei Werther! Kommen zwar nur wenige Requisiten zum Einsatz, die aber gerade durch diese Reduktion eine so intensive Wirkung auf uns zu haben scheinen. So zum Beispiel eine große Leinwand im hinteren Teil der Bühne als Projektionsfläche für Aufnahmen, die Werther während seiner Performance macht. Seien es dabei welche von ihm selbst, einem Blumenstrauß oder dem weißen Kopf aus Styropor, der seine angebetete Lotte verkörpert.
Licht, Musik, Bühnenbild und Text ergänzen sich hierbei zu einem, für mich, bemerkenswerten und großartigem Schauspiel.
Und keine Angst !
Obwohl Werther unentwegt leidet, gibt es genug Momente, in denen das Publikum aufatmen kann. Trotz aller Schwere ist dieses Solospiel enorm lebendig, da sich Tragik und Witz den Ball zuspielen und so für Luft zwischen all den tiefgehenden Worten gesorgt ist.
Was soll ich sagen ?
Für mich ist es kein Wunder, dass sich diese Inszenierung seit 1997 auf den Bühnen dieser Welt hält.
Sollte sich also für irgendjemanden die Möglichkeit auftun Werther! zu erleben – nur zu.
Werther! - „Eine wunderbare Reise durch die Seele eines Unglücklichen, die nach 60 Minuten viel zu schnell vorbei scheint.“ (Quelle: die Welt)
Dem kann ich mich nur anschließen.
Für weitere Infos hier noch die offizielle Seite von Werther!